It’s a Match! Über die Wichtigkeit der eigenen Werte im Bewerbungsgespräch und dem Mut zur Lücke

24 August, 2022

Host Arno Kersche und Gast Natalie Kruselburger

Es ist so weit, die erste Podcast-Folge ist da, und startet direkt mit dem Thema Lebensläufe und dem Mut zur Lücke. In diesem Beitrag widmet sich Natalie Kruselburger, Head of HR bei Bluecode, den Themen Lebensläufe, Unternehmenswerte und der Kohärenz mit den Werten von Bewerber_innen und auch mit den Lücken, die es in einem Lebenslauf geben kann.

Natalie Kruselburger studierte an der Uni Innsbruck Wirtschaftswissenschaften und vertiefte sich nebenberuflich in ihrem Masterstudium am Management Center Innsbruck noch weiter in Human Ressources. Nach ihrer Tätigkeit bei der Hypo Bank Tirol und Novartis wechselte sie in ihr aktuelles Unternehmen, dem Startup Bluecode. Aufgenommen wurde die erste Podcast Folge im Studio T3.

Mut zur Lücke

Besonderer Fokus dieser Podcast-Folge ist der Mut zur Lücke im Lebenslauf, denn diese kann durchaus spannend sein im Bewerbungsgespräch, vorausgesetzt sie lässt sich gut begründen. Als einen Grund für Lücken nennt Natalie Kruselburger z.B. das Pflegen eines Angehörigen, wie auch das Ausprobieren verschiedener Jobs und die persönliche Weiterentwicklung. Sie macht aber auch jungen Menschen Mut nach der Schule auch einmal ein Jahr im Ausland zu verbringen und neue Erfahrungen zu machen bevor sie eine weitere Ausbildung beginnen.

Der Jobtitel ist nicht alles

Oft geschieht es, dass der Jobtitel zwar interessant klingt, aber die tatsächliche Tätigkeit oder das Unternehmen nicht zu einem selbst passen. Anhand des Jobtitels lässt sich nämlich schwer erkennen, wie der Arbeitsalltag und die Aufgaben in der Realität tatsächlich aussehen. Hier rät Natalie uns sich genau mit dem Job zu beschäftigen und gut vorbereitet in das Bewerbungsgespräch zu gehen, um früh genug abzuklären, ob dieser Job wirklich der Richtige ist.

It’s a match!

Weiteres sprechen wir darüber, wie wichtig es ist, wenn man sich bei einem Unternehmen bewirbt, dass die eigenen Werte mit den Unternehmenswerten übereinstimmen um nachhaltig in einem Job glücklich werden zu können. Besonders das Wort Match, könnte hier nicht passender sein, da es wie im Dating Wichtig ist dass die Werte übereinstimmen, um eine langfristige Bindung aufzubauen. Als Buchempfehlung nennt Natalie Kruselburger die „Big five for life“ und das „Cafe am Rande der Welt“ von John Strelecky, da diese Werke das Konzept der persönlichen Werte und Unternehmenswerte klar herausarbeitet und in eine spannende und leicht lesbare Geschichte verpackt.

Wie geht es weiter?

Jeden Monat setzen wir uns mit spannenden Persönlichkeiten zusammen um relevante Themen der Arbeit, LifeDesign und Future Skills zu besprechen. Sei also dabei, wenn wir gemeinsam darüber sprechen, was wirklich wichtig ist, nämlich der gemeinsame Fortschritt!

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Podcasts sind nicht dein Ding?

Kein Ding! Wir haben für dich das Gespräch mit Natalie Kruselburger auch schriftlich. Hier im Anschluss findest du den Podcast als Interview.

Arno Kersche

Hallo und herzlich willkommen, mein Name ist Arno Kersche und ich bin hier heute mit Natalie Kruselburger. Natalie arbeitet als Head of HR bei Bluecode. Zuvor war sie tätig bei der Hypo Bank Tirol und bei Novartis. Natalie, schön, dass du heute hier bist.

Natalie Kruselburger

Danke für die Einladung.

Arno Kersche

Natalie, wie hat dein Weg Richtung HR begonnen?

Natalie Kruselburger

Eigentlich klassisch, wie man es so kennt, ich habe auf der Universität Innsbruck Wirtschaftswissenschaften studieren angefangen, habe mich dann in HR vertieft, dann meine Bachelorarbeit geschrieben und dann habe ich mir gedacht okay, jetzt suche ich mir ein Praktikum und schau mal, wie man den Einstieg so schafft. Das hat dann gut funktioniert. Ich habe dann bei General Electric für sechs Monate eine Stelle bekommen im HR, da habe ich mir dann gedacht okay, cool taugt mir und das ist dann auf ein Jahr verlängert worden. Und danach war die Frage wieder im Raum, was kommt danach? Gehe ich in den Master zurück oder schaffe den Berufseinstieg? Da habe ich mir gedacht jetzt versuche ich es mal, ich schaue, ob ich einen Job bekomme und das wäre für mich dann das Zeichen, wenn es funktioniert, dann gehe ich diesen Weg. Und so war es dann tatsächlich auch. Ich habe dann bei Novartis im Recruiting angefangen, habe aber trotzdem irgendwie immer noch den Drang verspürt, meinen Master zu machen. Den habe ich dann berufsbegleitend am Management Center in Innsbruck gemacht, immer freitags und samstags neben meiner täglichen Arbeit.

Dadurch war dann der Arbeitsweg bisschen länger und deswegen habe ich dann auch den Job gewechselt nach Innsbruck, um näher bei meiner Ausbildung zu sein. So habe ich das dann simultan gemacht, studiert und gearbeitet. Und dann, wo ich den Master fertig abgeschlossen hatte, habe ich schon sehr viel von großen Unternehmen kennengelernt, die Strukturen und Prozesse. Und dadurch war ich bereit, was Neues zu machen und irgendwie ein bisschen mehr Flexibilität in mein Leben zu bringen. Ich habe dann eine Stelle gesucht, welche mit meiner Persönlichkeit zusammenpasst, wo ich mich einfach völlig entfalten kann. Und da bin ich auf mein jetziges Unternehmen Bluecode gestoßen, ein Startup, und das ist ein supergutes Match.

Arno Kersche

Das klingt sehr nach Bilderbuchkarriere. Also das klingt so, als würde sich dein Lebenslauf sehr gut lesen lassen. Was würdest du sonst unseren Zuhörer_innen empfehlen? Wie soll der Lebenslauf gestaltet sein, dass er für jemanden wie dich interessant ist?

Natalie Kruselburger

Ja, wie du schon gesagt hast, ich habe einen sehr geradlinigen Lebenslauf, also meine Stationen waren eigentlich ziemlich logisch. Also wenn man es sich so zusammendenkt, ist es ziemlich logisch, wie ich reingekommen bin. Es gibt auch nicht so geradlinige Lebensläufe und die finde ich auch extrem spannend, wenn man sich einfach auch weiterentwickelt. Und der erste Job vielleicht auch nicht das ist, wo man sagt, das ist genau das, was ich später machen möchte. Da empfehle ich einfach genau das reinzuschreiben. Also wenn der Lebenslauf mehrere Stationen gehabt hat, mehrere Arbeitgeber_innen einfach im Anschreiben dazuschreiben, warum, und was interessiert dich an der jetzigen Position, um für den Leser so den roten Faden mitzugeben.

Arno Kersche

Jetzt hast du verschiedene Stationen erwähnt, wie schaut es aus, wenn es Lücken im Lebenslauf gibt? Also wie geht man am besten als Bewerber_in damit um?

Natalie Kruselburger

Ja also ich finde Lücken machen viel Sinn, denn in den Lücken kann ja ganz viel passieren. Manche machen Reisen, in denen sie sich weiterentwickeln, manche machen Ausbildungen, manche haben Schicksalsschläge, pflegen die Mutter, den Vater oder nahe Angehörige. Und da entsteht dann natürlich, eine Lücke. So kann man für sich selbst definieren, was man da reinschreiben möchte, damit der Leser, der das halt vor sich hat, gleich einordnen kann, was passiert ist. Da habe ich schon ganz interessante Geschichten gehört, wo ich dann gesehen habe, wow, mega, was die Person nach so einem Schicksalsschlag dann aus dem Leben danach gemacht hat.

Arno Kersche

Jetzt bekommst du wahrscheinlich sehr viele Lebensläufe und Bewerbungsschreiben auf den Tisch, bzw. per Mail, oder? Wie ist es bezüglich dem Erstkontakt, also bzgl. des ersten Telefonat. Was ist dir da besonders wichtig?

Natalie Kruselburger

Ja. der Lebenslauf ist das eine, also, das ist die Eintrittskarte ins Unternehmen. Und das Telefongespräch ist dann das erste kennenlernen. Da ist mir besonders wichtig, ob sich der Bewerber ein bisschen mit der Stelle und natürlich auch mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat. Weil ich finde, das macht schon sehr viel Sinn, sich vorher Gedanken zu machen, ob das Unternehmen zu einem passt und ob die Stelle, die richtige ist, denn nur anhand des Job-Titels ist es schwierig, zu erkennen was dahintersteckt. Und es ist schon öfters vorgekommen, dass nur der Jobtitel interessant war und die Inhalte nicht bekannt waren. Ich finde es besser, man geht ganz informiert in ein Gespräch rein, kennt die Hintergründe und kann dann besser artikulieren, für was habe ich mich beworben und warum ist es wichtig, dass ich den Job dann bekomme.

Arno Kersche

Das Unternehmen zu kennen, ist ja das eine, aber dieses Thema Unternehmens-Werte und passen meine Werte zum Unternehmen dazu wird immer größer. Wie wichtig ist das wirklich? Oder wie sehr wird es auch gelebt, dass Bewerber_innen das auch wirklich abklopfen, pass ich, passen meine Werte zum Unternehmen dazu?

Natalie Kruselburger

Die jüngeren Leute beschäftigen sich viel mehr damit was will ich denn eigentlich im Leben? Wie soll meine Arbeit zu meinen Rahmenbedingungen passen? Und da ist es eigentlich historisch, sodass sich die Arbeitgeber_innen aussuchen haben können, wer bei ihnen arbeitet. Jetzt hat sich das ein bisschen gewandelt, nämlich dass sich die Arbeitnehmer_innen aussuchen können, wo sie gerne arbeiten möchten. Und da hat man natürlich als Unternehmen schon ein bisschen den Zugzwang, attraktiv zu sein und auf das auch einzugehen. Ich finde es toll, wenn sich die Leute damit beschäftigen, was ihnen wichtig ist und ob das Unternehmen, das auch abdecken kann. Es macht halt keinen Sinn, in ein Unternehmen zu gehen und unglücklich zu sein, weil es mit den persönlichen Werten nicht zusammenpasst. Zum Beispiel, jemand, der ganz ökologisch, nachhaltig denkt, ist wahrscheinlich in einem Job eher falsch, wo es im Unternehmen darum geht, Wegwerf-Produkte zu produzieren. Das wird glaube ich nicht passen und da wird einfach ein/e Mitarbeiter_in auf lange Sicht eher unglücklich sein. Das ist meine persönliche Überzeugung.

Arno Kersche

Jetzt hast du bis jetzt einen geraden Pfad hinter dich gebracht, wir hatten schon den Begriff Bilderbuchkarriere und wir haben schon das Thema Werte gehabt, aber wenn du jetzt so dran denkst, an dein 18-jähriges ich also die 18-jährige Natalie. Was würdest du der 18-jährigen Natalie heute empfehlen? Was würdest du ihr mitgeben?

Natalie Kruselburger

Ja, Bilderbuchkarriere, ist immer so interessanter Begriff, ich war halt immer schon sehr zielstrebig, ich habe eigentlich immer sehr genau gewusst, was ich machen will. Und das hat natürlich auch die Einbußen gehabt, dass ich die Phasen nie gehabt habe, wo ich rausgekommen bin. Also die Lücken im Lebenslauf würde ich meiner 18-jährigen Natalie schon ans Herz legen. Also nach der Schule einfach mal Au pair zu gehen oder auf Reisen zu gehen und dann vielleicht das Studium nicht ganz so verbissen durchzuziehen und mehr Mut zu dieser Lücke zu haben.

Arno Kersche

Mut zur Lücke. Schön, sehr schön, wie du weißt, wir haben ja davor schon darüber geredet, haben wir bei Blinkist eine Playlist mit Büchern, Buchempfehlungen von unseren Podcast Gästen. Welches Buch würdest du uns und unseren Hörer_innen empfehlen? Und auch warum?

Natalie Kruselburger

Ja, da habe ich ein paar Bücher die für mich ganz spannend sind aber der Autor, der mir in der letzten Zeit über den Weg gelaufen ist und was vielleicht für die Hörer_innen besonders spannend ist, ähm, jetzt musst du mir kurz helfen.

Arno Kersche

Du meintest die Big Five for Life.

Natalie Kruselburger

Genau die Big five for life von Strelecky. Das ist geschrieben aus der Unternehmenssicht, und wenn man jetzt aus Bewerbersicht sich mit seinen Werten auseinandersetzen möchte, finde ich das Buch von Strelecky ganz interessant, das Cafe am Rande der Welt.

Arno Kersche

Ein Klassiker muss man gelesen haben.

Natalie Kruselburger

Ja und ich finde die zwei Sichtweisen ergänzen sich ziemlich gut, einerseits vom Unternehmertum, wie kann man ein Unternehmen aufbauen, wo sich Mitarbeiter_innen richtig großartig fühlen und von der anderen Sicht als Bewerber_in, wie kann ich mich mit meinen Werten auseinandersetzen? Und was ist mir eigentlich im Leben wichtig?

Arno Kersche

Und mit genau das: Was ist mir im Leben wichtig? ist doch ein schöner Schlusssatz. Danke dir Natalie, großartig, das hat mir sehr viel Freude gemacht. Und für unsere Zuhörer_innen wenn ihr noch mehr darüber wissen wollt, wie man einen Lebenslauf gut gestaltet, wie man ein Motivationsschreiben gut gestaltet, dann besucht uns auf www.worklifelearn.com danke euch und bis zum nächsten Mal.